Kinder und Internet – Wo ist die Grenze?

Wer hat schon ein eigenes Handy oder Computer bzw. Tablet? So begann Polizeibeamter Thomas Rechl seinen Workshop in den höheren Klassen der Grundschule Hebertsfelden. Die Kinder erzählten sehr offen, welche Apps sie nutzen bzw. auch nutzen dürfen und es wurde schnell klar, dass fast jeder Schüler bzw. Schülerin im Internet aktiv ist. Darauf folgte ein Bewegungsspiel, indem sich die Kids entscheiden mussten, was erlaubt, verboten oder in einer rechtlichen Grauzone ist. Beispiele waren einen aktuellen Kinofilm im Internet zu finden – darf man sich diesen ansehen? Oder ein Bild eines Freundes seinen Eltern per WhatsApp zu schicken? Hier ging es nicht nur um die Antworten, sondern auch um das, was dahinter steckt bzw. warum etwas verboten oder erlaubt ist. Die Kinder erhielten schnell einen groben Einblick in die Welt des Internets. Rechl betonte, dass die Prävention im Grundschulbereich ganz wichtig sei, denn an weiterführenden Schulen kann es oft schon zu spät sein und die Kinder können mit ihren Erziehungsberechtigten ernsthafte Probleme bekommen. Viele Nachfragen der Schülerinnen und Schüler zu ihren Erfahrungen im Internet ließ Rechl teilweise zu diesen aktuellen Themen überschwenken. Aber gerade dadurch waren alle Schüler richtig „gefesselt“ bei der Sache. 

Rechl stellte auch fest, dass die meisten Kinder schon zu viel in Youtube unterwegs sind. Er warnte vor vielen Lügen, die im Internet verbreitet werden und gebot Vorsicht bei der Weitergabe von eigenen Daten. „Computerspiele haben eigentlich im Grundschulalter noch nicht viel zu suchen“,  meinte der Polizeibeamte, denn im Durchschnitt sind diese Kinder bereits drei bis vier Stunden pro Tag vor Bildschirmen, z.B. Handy, PC oder Fernseher. Viele Anregungen erhielten die Schülerinnen und Schüler noch zum Umgang mit den digitalen Medien. 

In den Jahrgangsstufen 1 und 2 ging es vor allem um ein gutes oder schlechtes Bauchgefühl, welches durch das Zurückhalten von bestimmten Geheimnissen entsteht. Außerdem wurde den Kindern gezeigt, wie sie reagieren sollen, wenn sie von fremden Menschen angesprochen werden. Durch verschiedene spielerische Übungen gelang es ihm, das Selbstvertrauen der Kinder zu stärken. Thomas Rechl konnte die Kinder für das Thema begeistern und gab ihnen viele wichtige Tipps mit. 

Zum Elternabend am gleichen Tag lud der Elternbeirat der Grundschule Hebertsfelden unter Leitung von Elternbeirats-vorsitzender Andrea Eder ein. Die gut gefüllte Aula zeigte, dass für das Thema großes Interesse bestand. Rektor Robert Gabriel begrüßte die Anwesenden und erzählte vom Vormittag in den Klassen. Der Schulleiter berichtete, dass für Thomas Rechl die Prävention der Kinder eine Herzensangelegenheit sei. Er hat ein unheimliches Wissen in verschiedenste digitale Apps und Spiele und schilderte aus einem absolut reichhaltigen Erfahrungsschatz seiner fast 30 jährigen Arbeit auf diesem Gebiet. Rechl zeigte bei seiner Arbeit mit den Kindern auch pädagogisches Fingerspitzengefühl: „Was kann ich und was muss ich unbedingt den Kindern sagen  …“. Zum Thema des Elternabends „Gefahren im Netz“ griff Rechl gleich Themen auf, die häufig von den Kindern am Vormittag angesprochen wurden und somit auch bei ihnen bekannt waren: „Momo“ und „Charlie Charlie“. Hier horchten so manche Eltern auf, denn sie kannten diese Internetspiele nicht. Rechl fand es wichtig, dass Eltern gerade mit neuen Medien sich Zeit für ihre Kinder nehmen und auch über ihre Wünsche und Ängste sprechen sollten. Nur so könne auch eine gute und vertrauensvolle Beziehung zwischen ihnen funktionieren. Er betonte auch, dass Gewaltspiele nicht unbedingt aggressiv machen, sondern setzen die Hemmschwelle herunter, ihr Empathieempfinden sinkt. Kindern sollten viele Alternativen zu Computerspielen geboten werden, z.B. Sport oder Austoben an der frischen Luft. Sobald Kinder Schwierigkeiten haben, auf ein Spiel zu verzichten, beginnt das Suchtverhalten. Wissenswert war auch, dass 83% der Grundschulkinder allgemein nicht altersgemäße Spiele nutzen und 70% der Eltern erlauben das – sogar Killerspiele! Rechl betonte, dass die Medienerziehung Aufgabe der Eltern und in dessen Verantwortung sei. Weitere Themen waren Cybermobbing, Suizid, sexuelle Gewalt und „Bilder ins Internet stellen“. „Die größte Gefahr sind Eltern, die Bilder ihrer Kinder ins Netz stellen, wenn sie noch so klein sind“, hob der Referent heraus. Sehr häufig passiert damit ein sogenannter Identitätsdiebstahl, d.h. Bilder werden verändert, Daten werden benutzt und alles weiterverwendet. 

Zum Schluss bedankte sich Elternbeiratsvorsitzende Andrea Eder noch bei Thomas Rechl für den sehr kurzweiligen Vortrag, der aber häufig zu einem Dialog mit dem Publikum wurde.